Fahnen


Flattere stets stolz unter deinem Verein...

Als das Grünetal noch Grünethal war:

Über die Weihe der Grüner Schützenfahne von 1927, der ersten "richtigen" Fahne des damals gerade drei Jahre alten Schützenvereins, schrieb das Süderländer Tageblatt am 20. Juni 1927 unter anderem:

"Der Abend wurde ausgefüllt von dem großen Festkommers unter dem Spiel des von Herrn Musikdirektor Krämer vertonten neuen Grünetalschützenmarsches, der als Thema das Vereinslied immer wieder durchklingen läßt, zogen die Schützen in das ansehnlich gefüllte Zelt, voran die Ehrendamen in ihren weißen Kleidern mit den grünen Schärpen, die die verhüllte neue Vereinsfahne trugen, dann die beiden Königspaare, das Throngefolge und die Schützenbrüder. In der Mitte des Zeltes nahm der König und seine engsten Getreuen auf dem Thron Platz...

Nach einem von Fräulein Adele Selle vorgetragenen Weihe-Vorspruch, an den sich einige Lieder des Holthauser Männerquartetts würdig anschlossen, dankte Herr Bürgermeister Dr. Schneider im Namen des Magistrats, der Stadtverordneten und seiner selbst für die Einladung und freundliche Begrüßung. Gleichzeitig überbrachte er die Grüße der von ihm vertretenen Körperschaften und der Stadt. Besondere Freude empfinde er über den ehrenvollen Auftrag, die Fahne weihen zu dürfen...

Heute ist nun der Tag der Fahnentaufe. Taufen sind Familienfeste, an denen Freude herrschen sollte. So soll es auch jetzt sein. Darum hat sich auch der große Bruder (gemeint ist die Schützengesellschaft) ein sonntäglich Kleid angezogen, ist durch seinen Vorstand anwesend, um an dem frohen Ereignis teil zu nehmen und dem jungen Bruder zu sagen, daß sie sich immer als Brüder vertragen wollen. In überaus origineller Weise weist er darauf hin, daß die Stadt-Familie schon wieder neue Geburtsschmerzen hat, den Kreis der Vereinskinder noch erweitern werden (gemeint ist die Gründung des Schützenvereins Oestertal)...

Ihm ist nun der ehrenvolle Auftrag zuteil geworden, die Fahne zu weihen, die ein Prachtstück darstellt. Drei Lenze zählt nun schon der Verein und hat sich gut entwickelt. Bisher fehlte immer noch ein sichtbares Zeichen, um das sich die Mitglieder scharen konnten. Das ist jetzt da. Nach außen ein Schmuckstück, liegt der eigentliche Wert in dem Symbol. Treue der gemeinsamen Sache, Treue dem Verein und den in ihm gepflegten Traditionen. Mit einer stummen Sprache mahnt sie uns zum Gemeinsinn, zur Verträglichkeit und engsten Zusammenschlusses...

Und nun lassen Sie uns der neuen Fahne in dieser Weihestunde einige Worte des Ernstes mit auf den Weg geben:

Flattere stets stolz unter deinem Verein in Zeiten des Glücks, in Freude und Frohsinn, in Zeiten der Not ernst und aufmunternd, in allen Zeiten als ein unbeflecktes Symbol der Treue und Einigkeit, als ein Symbol deutschen Wesens und deutscher Tugend.

Ihr Schützen des Schützenvereins Plettenberg-Grünetal erhebet euch von euren Plätzen. Kraft des mir erteilten Auftrags gelobt Ihr durch meinen Mund dieser Fahne allezeit die Treue zu wahren, Treue auch der Heimat, Treue dem deutschen Vaterland. Lassen Sie uns dies bekräftigen durch ein dreifaches Hoch dem Verein, der neuen Fahne, der Heimat und dem Vaterland. - Stehend sang die Festversammlung das Deutschlandlied.

Im Namen des Vorstandes der Plettenberger Schützengesellschaft dankte darauf der Vorsitzende, Herr Walter Hermens, für die freundliche Einladung, der sie gern gefolgt sind... Indem er die erste Verstimmung über den neuen Verein streifte, die aber vollständig gewichen ist, reichem wir unserem Bruderverein die Hand, um mit ihm gemeinsam zu arbeiten an der deutschen Schützensache. Indem er auf die Weihe durch Herrn Bürgermeister Dr. Schneider einging, bekräftigte er noch einmal die Ziele der Schützen. Eben ist die Fahne geweiht und ihr das Treuegelöbnis gebracht worden. Mögen Fahne und Verein imer feste Bande umschließen; wir, die wir die gleichen Ziele haben, überreichen unserem jungen Bruder zu seinem Ehrentag als Zeichen der Freundschaft und der Kameradschaftlichkeit einen Fahnennagel... - In vorgerückter Stunde brachte man die Fahne heim und blieb bis zum grauen Morgen zusammen.

Festzug, vermutlich in den 30er Jahren in Höhe der Fa. Hiby. Deutlich ist die alte Vereinsfahne zu sehen.

Im Jahre 1927 wurde dann die zweite Vereinsfahne angeschafft. Kein dürftiges, bemaltes Betttuch sondern eine wertvolle, prächtig und bunt bestickte Fahne und ein würdiges Vereinssymbol. Diese Fahne begleitete die Grüner Schützen bis zum Jahr 1995, als diese dann durch die neue, von den Altmajestäten gestiftete Vereinsfahne ersetzt wurde. Sie ist heute im restaurierten Zustand im Schützenheim zu bewundern.

Lange galt diese, erste Vereinsfahne (Bild oben) als verloren. Bei einem Zufallsfund auf dem Dachboden des Schützenheimes im Jahre 1999 wurde sie wiederentdeckt. Sie ist auf einem einfachen Leinentuch (Bettuch?) aufgemalt und hat die letzten 80 Jahre in erstaunlich gutem Zustand überlebt. Sogar die originale Fahnenstange blieb erhalten.

Am 2. Juli 1994 übergibt Kaiser Werner Riediger die von den Altmajestäten gestiftete Fahne dem Verein.

Vier Jahre lang haben die Altmajestäten des Schützenvereins Grünetal jede Mark gespart und um Spenden gebeten, um dem Traditionsclub rechtzeitig zu seinem "runden" 70. Geburtstag eine neue Fahne stiften zu können. Rund 7000 Mark kostete das gute Stück, das künftig die in Ehren vergilbte alte Flagge des Schützenverein Grünetal aus dem Jahre 1927 ablösen wird. Hergestellt wurde die Standarte in Handarbeit von einer Spezialfirma im Schwarzwald.

Der letzte "gemeinsame Ausflug" im Jubiläumsfestzug 1999, zusammen mit der neuen Fahne.